Will man die Ausbildung und Anwendung von technischer Optik, Optronik oder auch Photonik in Österreich in den letzten 40 Jahren beleuchten, dann kommt man unweigerlich zu
Dipl.-Ing. Kurt Salzmann.
Herr Salzmann hat in Wien technische Physik studiert, in der Mikroskop-Technologie gearbeitet, später an der HTL Mödling (Mechatronik) die sogenannte schulautonome Vertiefung „Optische Systeme“ mitgestaltet und lehrt parallel an der TU Wien die Grundlagen der technischen Optik. Neuerdings im „Unruhestand“ - lässt ihn die Technologie aber nicht los und so studiert er nun Astronomie.
Ein spannendes Gespräch, auf dem wir diese Reise nochmals durchlebt haben.
Technische Physik kann man in Österreich in Wien, Graz, Linz und Innsbruck studieren; jede Uni hat hier verschiedene Schwerpunkte – auf das Thema Lichtquellen, Wechselwirkung von Licht & Materie sowie Lichtmessung stößt man in Theorie und Experiment sehr oft. Wer Mathematik liebt findet hier eine große Spielwiese in Modellierung & Berechnungen - per Hand ebenso wie per Computersystemen.
Als Herr Salzmann sein Studium beendet hatte gab es einige Betriebe in Österreich, die sich rund um diese Thematik aufgestellt haben (wir haben uns geeinigt, hier keine Namen zu nennen, geben aber gerne im direkten Austausch Hinweise und Kontakte … außer eine Firma fühlt sich angesprochen - dann schreiben Sie uns ganz einfach einen Kommentar und ergänzen Ihre Expertise … und bekommen so die Chance, bei Absolventen besser bekannt zu werden). Unter anderem gab es im Wiener Raum einen Betrieb, der sich auf die Berechnung und Fertigung von Mikroskopen spezialisiert hat. Anwendungsfelder waren sowohl biologische Proben, also auch Metalle und Halbleiter. Somit waren die Klienten über den Globus verstreut und spannende Dienstreisen damit verbunden. Uns beide hat ein Erlebnis im Jahr 1998 verblüfft - als der neue Flughafen in Hong Kong eröffnet wurde und mit einer der ersten autonomen öffentlichen Verkehrsmittel (ein Zug) von Terminal zu Terminal gefahren wurde.
Während es in Deutschland einige Ausbildungsstätten für die technische Optik gibt (man blicke hier in Richtung Jena oder Oberkochen) gab es in Österreich erst mal relativ wenig abgesehen vom
einschlägigen Studium. Mit dem Aufkommen der Mechatronik als eigenes Forschungs- und Lehrgebiet in den 90ern entstanden aber auch hier immer mehr Möglichkeiten, sich einen entsprechenden Schul-
oder Studienschwerpunkt zu setzen.
Soweit wir wissen, gibt es sowohl in der HTL in Mödling als auch in Steyr die Schwerpunkte Mechatronik mit der Schulautonomen Vertiefung in „Optische Systeme“. Wir trauen uns beide zu sagen, dass
es ein Leichtes ist, mit einer HTL-Matura „Mechatronik / Optische Systeme“ einen spannenden und gut bezahlten Job in Österreich oder auch Deutschland zu finden. Partnerschaften der Schulen mit
Unternehmen (sog. „Klassenpatenschaften“) helfen Unternehmen, sich an den Bildungsstätten zu präsentieren, die Ausstattung zu sponsern und in Kontakt mit den Absolventen zu treten – auch die
Absolventenvereine sind hier eine große Stütze, welche Lehre und Praxis verbinden.
Wo finden wir in Österreich heute High Tech mit Schwerpunkt Optik?
liebe Leser – bitte in den Kommentaren gerne ergänzen)?
In Niederösterreich einen großen Hersteller von Automobilleuchten (Scheinwerfern). Was klassisch ein Parabolspiegel und eine Lampe war ist heute LED-Technologie und ein komplex geformter Spiegelkörper. Die Berechnung dieser Form ist alles andere als trivial. Das ist Know-how der Extraklasse.
In der Nähe von Wien gibt es einen Hersteller von Projektoren – also Lichtquelle, Linsensysteme und ein Objekt, das abgebildet werden soll. Jede Menge Optik und Software - und natürlich Feinmechanik.
In der Steiermark sind mehrere Weltmarktführer aus der Medizintechnik beheimatet. Analysegeräte für jede Art von (Körper-)Flüssigkeiten oder Gas – Lichtquellen, Probenhandling, Lichtweg („Strahlengang“), Analyse – auch hier eine Kombination von Optik, Mechanik, Elektronik und Software – gekoppelt im spannenden Feld der Medizintechnik.
In Kärnten ist ein Produzent von optischen Geräten beheimatet. Ein Top-Auftragsfertiger – denn die vielen optischen Elemente (Lichtquellen, Spiegel, Linsen) so anzuordnen und einzustellen, dass das Bild am richtigen Ort abgebildet wird, ist mit sehr vielen Freiheitsgraden und somit vielen potenziellen Fehlerquellen verbunden. Hier ist neben der Entwicklung auch operatives Wissen und handwerkliches Geschick gefragt – wie baue ich das zusammen, was sich ein Entwickler überlegt hat? Nicht nur 1x, sondern jedes Mal, wiederholbar in guter Qualität.
In Tirol ist eine Firma beheimatet, die für ihre lichttechnischen Berechnungen von Australien bis Alaska bekannt ist – ein kleines Beispiel: das Design Center in Linz. In zig Panels auf dem Dach ist ein Raster eingebaut, welcher Tageslicht einfallen lässt, aber kein direktes Sonnenlicht (somit wird niemand geblendet). Der Einfallswinkel ist in jedem Panel anders, somit jedes Dachpanel individuell. Die Berechnungen dafür stammen aus Tirol.
Wo ist nun der Stand der Technik, was sind aktuelle Herausforderungen in der technischen Optik? Hier ist in erster Linie die Miniaturisierung zu nennen. Geräte und Anwendungen werden mobil – und somit leicht und klein. Beispiele sind die Kameras in Mobiltelefonen, Funktionen in Armbanduhren oder Fitnessbändern, Drohnen und die Steuerung davon etc. Alles muss nicht nur klein und leicht sein, sondern gleichzeitig auch präzise – dafür ist eine lichtstarke Optik notwendig.
Autonomes Fahren – wir haben die Diskussion geführt welches Erlebnis es war, 1998 mit dem Zug auf dem Flughafen von Hongkong zu fahren. Abgesperrte Strecke (ca. 1 km lang), nur eine Start- und Endstation – aber eben kein Fahrer. Heute fahren Autos auf öffentlichen Straßen bei allen Licht- und Wetterverhältnissen. Dazu sind unbedingt optische Systeme in diversen Wellenlängenbereichen notwendig (sichtbar, infrarot), aber auch Laserscanner (Stichwort Lidar), die in Echtzeit mit Bilderkennungssoftware zu Steuerbefehlen kombiniert werden.Eine Idee, welche Herr Salzmann an der HTL in Mödling umgesetzt hat (und die gerne kopiert werden darf) war, jeder Klasse eine Patenfirma zur Seite zu stellen – so funktioniert Marketing heute.
Neben einem offiziellen „sponsored by“ werden Vorträge und Besichtigungen organisiert, Geräte für die Labors und Werkstätten gesponsert – und Absolventen sind auch immer wieder zu Praktika und Bewerbungen motiviert. Weiters sind die Patenfirmen meist Top gelistet auf den Absolventenseiten und der Jobbörse einer Schule/Uni.
Trend 2023 – das ganze zusätzlich ins WWW erweitern. Schließlich sind Bildungsanstalten bei Suchmaschinen immer hoch im Ranking und ein Artikel auf der Newsseite samt Backlink wenig Aufwand mit großer Werbewirkung.
Zusammengefasst – es gibt Ausbildung & Forschung zu dem Thema in Österreich, einige ganz spannende Arbeitgeber und eine kleine, feine Community.
Wie oben gesagt, wir nennen keine Firmennamen – freuen uns aber, falls Sie das ok der Firmen haben und wenn Sie diese in den Kommentaren ergänzen.
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